Findlingsgarten
Zur Geologie und Mineralogie der Findlinge - Wissenschaftliche Begleitung
Die mineralogische Charakterisierung der Findlinge haben PD Dr. Cornelia Schmitt-Riegraf und Prof. Dr. Herbert Kroll, beide vom Institut für Mineralogie der Universität Münster, vorgenommen. Dr. Jasper Berndt-Gerdes (Foto), ebenfalls vom Institut für Mineralogie, hat für uns das Entstehungsalter des Granat-Granulit-Findlings ermittelt. Dieser ist damit einer der ersten Findlinge im Münsterland, dessen geologisches Alter bestimmt wurde.
Foto (Museumsarchiv): Die Mineralogen Jasper Berndt-Gerdes (l) und Herbert Kroll (r) präsentieren das Handstück eines 1,84 Milliarden Jahre alten Findlings. Im Hintergrund die Elektronenstrahl-Mikrosonde, mit deren Hilfe Berndt-Gerdes an kleinen Monazit-Kristallen (kl. Bild) das geologische Alter bestimmt hat (Erläuterung s. unten).
Infos im Findlingsgarten
Die folgenden Tafeln des Findlingsgartens finden sie hier zum Nachlesen. Unser Dank geht an Prof. Dr. Herbert Kroll für die mineralogischen Arbeiten und die daraus entstandenen Hinweistafeln. Wir danken auch der NRW Stiftung für die Bewilligung der Gelder zur Beschaffung der Erläuterungstafeln. Die Abbildungen unten folgen dem Rundgang im Garten.
Altersbestimmung von Gesteinen
Hintergrundwissen zur Altersbestimmung des Granat-Granulit - Eine fruchtbare Kooperation von Experten
Das Geo-Museum Zurholt Altenberge verfügt über eine große Zahl an kleinen und großen Findlingen, die von Gletschern der Eiszeit hertransportiert wurden. Von manchen ist bekannt, woher aus Skandinavien sie stammen. Von keinem aber war bekannt, was für ein geologisches Alter er eigentlich besitzt.
Das hat sich jetzt geändert, und zwar durch die radiometrische Altersbestimmung an kleinen Kristallen (siehe Bild), die in einem Gesteinsdünnschliff unter dem Mikroskop des Museums entdeckt wurden.
Es sind winzige Monazit-Kriställchen, gerade mal 0,1 mm groß, und doch steckt in ihnen die ganze Information über das geologische Alter ihres Muttergesteins. In reiner Form ist das Mineral Monazit ein Cer-Phosphat (CePO4); in der Natur aber kommen Monazite so rein nicht vor. Vielmehr enthalten sie anteilig fast alle der übrigen 16 Seltenerd-Metalle, die für die moderne Technik so enorm wichtig sind.
Wie aber lässt sich aus den Monaziten das geologische Alter bestimmen? In den Kristallen stecken außer den Seltenen Erden auch noch natürlich vorkommende radioaktive Thorium- und Uran-Atome. Diese zerfallen in geologischer Zeit in Blei-Atome. Man misst nun im Monazit-Kristall, welche Menge an Thorium und Uran heute noch übrig ist und wieviel Blei sich neu gebildet hat. Daraus lässt sich das Entstehungsalter des Monazits berechnen. Weil i. a. die Monazit-Kristalle gemeinsam mit den anderen Mineralen des Gesteins gewachsen sind, steht ihr Alter für das Bildungsalter des gesamten Muttergesteins.
Was sich jetzt so nach „mal eben nebenher“ anhört, verlangt exzellente Expertise. Dr. Jasper Berndt-Gerdes vom Institut für Mineralogie der Universität Münster hatte Prof. Herbert Kroll vom Geo-Museum Zurholt angeboten, für einen der Findlingsblöcke, die zukünftig den Findlingsgarten des Museums schmücken werden, eine geologische Altersbestimmung durchzuführen, die erste überhaupt, die einen in Altenberge gefundenen eiszeitlichen Findling datiert. Dafür sind die Ehrenamtlichen des Museums Zurholt Herrn Berndt-Gerdes zu großem Dank verpflichtet. Dieser Dank erstreckt sich ebenfalls auf die vielfältige Hilfe, die das Institut für Mineralogie insgesamt in den vergangenen Jahren dem Museum Zurholt gewährt hat.
Das Instrument für die Messung, die Elektronenstrahl-Mikrosonde, erlaubt chemische Analysen kleinster Volumina, nur wenige Kubik-Mikrometer groß.
Man macht sich die Wechselwirkung zwischen hochbeschleunigten Elektronen und den Atomen der Probe zunutze und erreicht Analysen unglaublicher Empfindlichkeit und Präzision.
Das Alter von 1,84±0,04 Milliarden Jahren steht für die Zeit einer riesigen Gebirgsbildungsphase im skandinavisch-baltischen Kontinent. In Schweden und Finnland waren damals die Gipfel der Berge in einer Höhe, in der heute die Flugzeuge fliegen. Mittlerweile sind sie wegerodiert (genügend Zeit stand ja zur Verfügung).
Das also waren die Umstände der Geburt unseres Findlings. Die 1,84 Milliarden Jahre, die er auf dem Buckel hat, sieht man ihm nicht an, er hat sich gut gehalten, wovon man sich im Findlingsgarten wird überzeugen können. Hergefunden nach Altenberge hat der Findling im Übrigen erst „kürzlich“, vor ca. 170.000 Jahren. Es war während der Saale-Kaltzeit, als ihn der Gletscher nach Altenberge transportierte. Dort hatte er seine Ruhe, bis ihn der Bagger im neuen Gewerbegebiet an der Havixbecker Straße aufstöberte und zum Museum verfrachtet hat.
Schnappschüsse auf dem Weg zum Findlingsgarten
Am 22.09.2024 wurde der neue Findlingsgarten am Geo-Museum Zurholt eingeweiht, der dem Eiszeitgeschiebe ein neues Zuhause gibt. Auf der neu gestalteten Freifläche vor dem Museum können Besucher nun ganzjährig verweilen und den Garten besichtigen -Eintritt frei. Auf den Informationstafeln finden sie umfangreiche Hinweise zur Herkunft der Geschiebe und zu ihrem mineralogischen Aufbau. Zu großem Dank verpflichtet sind wir unserem Vereinskollegen Prof. Dr. Herbert Kroll, dem wir die mineralogische Bestimmung und die verständlichen Erläuterungstafeln verdanken. Die Bilder unten geben einen kleinen Eindruck von den Vorarbeiten.